Wirkstoffgehalte und Preise von Ecstasy, Kokain, Speed und Cannabis

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5. Cannabis

Die Wirkstoffgehalte werden in Deutschland für jede Cannabiszubereitung (Kraut, Blüten und Haschisch) getrennt erfasst und jährlich ausgewertet und im Dezember des Folgejahres veröffentlicht. Die Bestimmung des THC-Gehalts erfolgt auf der Basis der Beschlagnahmungen von Tausenden von Proben Marihuana, Blütenständen und Haschischharz durch die Labore von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämter und Zollbehörden. Bei den gemeldeten Wirkstoffgehalten wird das bei thermischer Belastung zusätzlich entstehende Tetrahydrocannabinol (THC) mit berücksichtigt.

 

5.1. Wirkstoffgehalte in Cannabiszubereitungen

Der Wirkstoffgehalt (THC-Gehalt) von Haschisch war während langer Zeit relativ konstant respektive bewegte sich in einer relativen engen Bandbreite zwischen 6,7 Prozent und 8,4 Prozent. Im Jahr 1997 – seit diesem Jahr werden die Statistiken für Cannabiszubereitungen veröffentlicht – lag der durchschnittliche THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland bei 7,2 Prozent, im Jahr 2006 lag dieser bei 6,7 Prozent. In den folgenden Jahren stieg der THC-Gehalt von Haschisch in Deutschland nahezu kontinuierlich an. Im Jahr 2021 war dieser mit 20,4 Prozent mehr als dreimal so hoch wie im Jahr 2006. Dies entspricht einer Zunahme des THC-Gehaltes in Haschischproben von mehr als 200 Prozent innerhalb von fünfzehn Jahren.

Seit dem Jahr 2006 werden die THC-Gehalte von Kraut und Blütenstände separat in den Statistiken aufgelistet. Von Interesse sind hier die Blütenstände, da diese vornehmlich zu Entspannungs- und zu Rauschzwecken genutzt werden. Im Schnitt enthielten die Blüten im Jahr 2006 ein THC-Gehalt von 10,6 Prozent. Im Jahr 2021 enthielten diese nach einer langsamen kontinuierlichen Zunahme in den letzten Jahren 13,8 Prozent. Dies entspricht einer Zunahme des THC-Gehaltes in Proben von Blüten­ständen von etwa 30 Prozent innerhalb von fünfzehn Jahren. Die Dynamik der Steigerung des THC-Gehaltes ist in den letzten Jahren bei Haschisch viel stärker ausgeprägt als bei Marihuana. Bis zum Jahr 2014 enthielten die Blütenstände deutlich mehr THC als Haschisch, im Jahr 2015 waren die THC-Gehalte etwa auf gleichem Niveau und in den Folgejahren waren die THC-Gehalte von Haschisch immer und zunehmend höher als die von Marihuana. Im Jahr 2021 machte der Unterschied 6,6 Prozentpunkte aus. 15 *

Die gelbe Linie in der folgenden Grafik zeigt den durchschnittlichen Wirkstoffgehalt von Marihuana. Der Ausreißer nach oben im Jahr 2004 ist vorwiegend auf einer Veränderung der statistischen Methode zurückzuführen, die in den Jahren 2004 bis 2006 stattfand. In die Berechnung des Wirkstoffgehalts von Marihuana fließen ab dem Jahr 2006 (teilweise schon ab dem Jahr 2004) die Werte von Cannabis­kraut und Blütenständen im Verhältnis zur jeweiligen Anzahl der Proben ein. Von 2004 (10,8 Prozent) bis 2007 (7,4 Prozent) sank der mittlere THC-Gehalt im Marihuana kontinuierlich. Zwischen 2007 und 2008 gab es allerdings keine Veränderung, in den folgenden zwei Jahren wurde eine leicht Erhöhung festgestellt. Ab dem Jahr 2011 werden nur noch die Werte von Blüten und Kraut mitgeteilt. 16 *

 

Graphik 15: THC-Gehalt von Haschisch und Marihuana in Deutschland
Zeitreihe 1997 bis 2021 – Marihuana ab 2006 aufgeschlüsselt nach Blüten und Kraut


Die Grafik zeigt den durchschnittlichen THC-Gehalt von Haschisch und Marihuana in Deutschland als Zeitreihe von 1997 bis 2021. Ab dem Jahr 2006 werden die Daten für Marihuana aufgeschlüsselt nach Blüten und Kraut dargestellt.
Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, ab 2015 Workbook Drogenmärkte und Kriminalität. 17 *

 

Das Trimbos Institut untersucht jedes Jahr den THC-Gehalt des in den Coffeeshops verkauften Cannabis. Hierzu werden 50 zufällig ausgewählte Coffeeshops besucht und deren Umsatz durch diese Kaufaktion gesteigert. Getestet werden die jeweils stärksten und populärsten Sorten niederländischen Grases wie auch Gras aus dem Ausland (Importware) und von Haschisch aus dem In- und Ausland. Dann werden aus diesen Werten Durchschnittswerte ermittelt. Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Gehalt an THC der populärsten Cannabissorten mit 14,6 Prozent etwas niedriger als im Schnitt der letzten zehn Jahren. Im Jahre 2004 erreichte der Wert einen Höchststand von 20,4%. Innerhalb von etwas mehr als fünfzehn Jahren sank somit der durchschnittliche THC-Gehalt der populärsten Cannabissorten in den Niederlanden um etwa einem Viertel (-28,4 Prozent). Die zahlen gelten für das sogenannte "Nederwiet". Der Name "Nederwiet" ist abgeleitet von dem niederländischen Wort "Nederland" und dem niederländischen Wort "wiet", was soviel heißt wie Gras (engl. weed). 18 *

 

Graphik 16: THC-Gehalt von Gras und Haschisch in den Niederlanden
Zeitreihe 2000 bis 2021 – aufgeschlüsselt nach niederländischer und importierter Ware


Die Grafik zeigt den jährlich ermittelten Duchschnittswert des THC-Gehaltes der populärsten Sorten von "Nederwiet", der importierten Grassorten sowie der inländischen und importierten Haschischsorten in den Niederlanden als Zeitreihe von 2000 bis 2021.
Datenquellen: Trimbos Instituut; Jellinek Instituut. 19 *

 

In der Grafik ist Entwicklung des THC-Gehaltes als Zeitreihe von 2000 bis 2021 für niederländisches Gras (Nederwiet), importiertes Gras, niederländisches Haschisch und importiertes Haschisch darge­stellt. Da nur wenige Coffeeshops niederländisches Haschisch zum Verkauf anbieten, ist die Zahl der untersuchten Proben viel kleiner als beim Nederwiet, was Ursache der großen Schwankungen des THC-Gehaltes beim niederländischen Haschisch in einigen Jahren ist.

In den Niederlanden stieg der durchschnittliche THC-Gehalt von Proben von importierten Haschisch von 14,9 Prozent im Jahr 2014 auf 24,8 Prozent im Jahr 2019, sank dann jedoch bis 2021 wieder leicht auf 24,3 Prozent. Auch in Frankreich wurde ein massiver Anstieg des THC-Gehaltes Festgestellt. Dieser lag in den 90er Jahren im Schnitt bei 6,9 Prozent, zwi­schen 2001 und 2010 bei 9,2 Prozent und zwischen 2011 und 2016 bei 18,2 Prozent. Anzumerken ist hier, dass die klassischen Sorten in der letztgenannten Periode durchschnittlich einen THC-Gehalt von 13 Prozent enthielten, neu gezüchtete Sorten (vor allem aus Marokko)) einen durchschnittlichen THC-Gehalt von weit mehr als 20 Prozent enthielten. Durch die Entwicklung von Sinsemilla-Saatgut erlebte der Cannabisanbau eine wahre Revolution.

Die Schweizerische Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGRM) gibt jährlich Statistiken heraus über die THC-Gehalte diverser Cannabisprodukte. In der Schweiz ist der THC-Gehalt von Haschischproben seit Jahren höher als jener von den Blüten. Der THC-Gehalt von Haschischproben stieg im letzten Jahrzehnt massiv von 10,8 im Jahr 2009 auf 24,2 Prozent im Jahr 2022, jener der Blüten hingegen nur leicht von 9,9 auf 14,2 Prozent. 20 *

 

Graphik 17: THC-Gehalte von Cannabisblüten und Haschisch in der Schweiz
Zeitreihe 2005 bis 2022 – Mittelwerte, Angaben in Prozent


THC-Gehalte von Cannabisblüten und von Haschisch in der Schweiz. Zeitreihe 2005 bis 2022 – Mittelwerte, Angaben in Prozent.
Datenquelle SGRM

 

 

 

5.2. Sinsemilla – Pflanzen ohne Samen

Das meiste Cannabis, das auf der Welt produziert und konsumiert wird, ist Marihuana (mexikanisches Spanisch), in Indien und in der Karibik Ganja genannt, in den USA Weed genannt (was nichts anderes heißt als Unkraut) und hierzulande spricht man von Gras. Marihuana besteht aus den getrockneten Blüten der weiblichen Cannabispflanze, da die männlichen Pflanzen viel weniger THC enthalten. Da weibliche Cannabispflanzen am meisten nachgefragt werden, um Marihuana zu produzieren, und da reguläre Cannabissamen ungefähr 50 Prozent männliche und 50 Prozent weibliche Pflanzen produzie­ren, kreuzten in den frühen 1970er Jahren qualifizierte nordamerikanische und europäische Erzeuger mexikanische Cannabispflanzen mit Pflanzen aus Kolumbien, Jamaika, Thailand und Indien und begannen mit der Produktion von Sinsemilla-Pflanzen (samenlos auf Spanisch), indem sie alle männ­lichen Pflanzen von ihren Feldern entfernten und nur die unbefruchteten (daher samenlosen) weibli­chen Pflanzen zurück ließen.

Der Anbau von Sinsemilla-Pflanzen markierte den Beginn eines langen und komplexen Modernisie­rungsprozesses in der Cannabisindustrie, der die Schaffung des ersten modernen Cannabishybrids, des Skunk, beinhaltete. Samenloses Cannabis wurde in den neunziger Jahren noch häufiger, als die Verwendung von Stecklingen auf breiter Ebene eingeführt wurde und es den Züchtern ermöglichte, nur weibliche Pflanzen durch Klone zu produzieren. Das Klonen hat den Anbau von Cannabis radikal verändert, indem es Sinsemilla-Anbau für Hobbygärtner praktisch überall auf der Welt möglich und rentabel machte.

Die Verfügbarkeit von kernlosem Marihuana stieg nach 1999 weiter an, als es der selektiven Zucht (in den Niederlanden) gelang, "rein weibliche" Cannabis-Samen zu produzieren, die mehr als 95 Prozent weibliche Pflanzen hervorbringen und die Herstellung von samenlosem Cannabis erleichterten, sofern der Anbau außerhalb der Reichweite von männlichen Pollen in der Luft erfolgte. In den letzten Jahr­zehnten hat sich der Cannabisanbau zu einem wirklich globalen Phänomen entwickelt. Der Indoor-Anbau moderner potenter Hybriden ist nun überall auf der Welt sowohl drinnen als auch draußen möglich, auch außerhalb günstiger klimatischer Bedingungen, solange ein zuverlässiges Stromnetz zur Verfügung steht.

 

 

5.3. Haschisch – ein Kulturgut mit langer Tradition

Das traditionsreichste Cannabisprodukt in Europa ist Haschisch (Arabischen für Gras) oder Cannabis­harz genannt: eine mehr oder weniger biegsame pastöse Substanz (je nach Zubereitung und Umge­bungstemperatur), die durch Komprimieren der Trichome (THC-haltige Drüsenhaare) aus den Blüten der weiblichen Cannabispflanze erhalten wird. Haschisch kann durch zwei unterschiedliche Verfahren hergestellt werden. In Marokko oder auch im Libanon werden die Harzdrüsen der Cannabisblüten­stände nach der Ernte und Trocknung der Pflanze durch ein Dresch- und Siebverfahren gesammelt. Die Blütenteile die unter dem ersten und feinsten Sieb gesammelt werden ergeben dann das Haschisch der besten Qualität. Die feinen stark von Harz duchsetzten Teile werden dann einfach gepresst. Das zweite Sieb ist dann gröber und ergibt die zweitbeste Qualität, u.s.w.

Es ist möglich, dass die Technik ursprünglich aus Afghanistan importiert wurde, wo auch heute noch gesiebtes Haschisch produziert wird. In Afghanistan wird das gesiebte Harz jedoch – anders als in Marokko und im Libanon – mehrmals erhitzt und geknetet, bevor es gepresst und von Hand gewalzt wird. Dieser Prozess wird heute manchmal maschinell durchgeführt.

Die andere Technik, die nur in einigen Teilen Asiens angewendet wird, ist das Reiben mit der Hand: Sie ist weitaus weniger technisch als das Sieben. Sie besteht darin, die Blütenstände zwischen den Handflächen und den Fingern hin und her zu reiben, bis sich das Harz auf der Haut ansammelt. Das Harz wird dann mit den Fingern von der Haut abgekrazt und zu einer Kugel geknetet. Das so herge­stellte Produkt wird Charas genannt. Ein solcher Prozess findet nur in Indien (mit Ausnahme von Kaschmir, wo gesiebtes Haschisch erzeugt wird) und Nepal statt.

 

 

5.4. Tetrahydrocannabinol (THC) – Cannabidiol (CBD)

THC ist das bekannteste Cannabinoid. THC ist vor allem für die psychoaktive Wirkung verantwort­lich, es stimuliert Teile des Gehirns, was die Freisetzung von Dopamin verursacht – was wiederum ein Gefühl der Euphorie und des Wohlbefindens bewirkt. THC hat auch eine analgetische Wirkung, es lindert die Symptome von Schmerzen und Entzündungen. THC verursacht ein großartiges Gefühl der Entspannung.

CBD ist ein kaum bis gar nicht psychotrop wirkendes Cannabinoid, das die Wirkungen von THC reduziert und reguliert. Je größer der CBD-Anteil im Vergleich zum THC-Anteil ist, desto klarer bleibt man nach dem Konsum im Kopf. Beim Konsum von Hanfprodukten (Haschisch, Marihuana) bewirkt ein hoher CBD-Anteil und ein entsprechend niedriger THC-Anteil eine eher sedierende, ein niedriger CBD-Anteil und ein hoher THC-Anteil eine eher anregende Wirkung. Das Verhältnis von THC zu CBD, die THC-CBD-Ratio, gibt auskunft über die protektive Wirkung des CBD. Je größer dieser Wert ist, desto kleiner ist die protektive Wirkung des CBD. 21 *

Ein Faktor, der das Auftreten einer Psychose unter Cannabis beeinflussen kann, ist der Gehalt an THC und dem antipsychotischen CBD. Je weniger THC in Relation zum CBD-Gehalt in den Cannabis­blüten enthalten ist, desto geringer erscheint die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Konsum dieser Blüten eine Psychose ausgelöst wird. Diese Relation wird durch die THC-CBD-Ratio gekennzeichnet.

Haschisch aus Marokko enthielt kurz vor der Jahrtausendwende im Schnitt ein THC-Gehalt von etwa 8 Prozent und ein CBD-Gehalt von etwa 4 Prozent. Zu dieser Zeit hatte die THC-CBD-Ratio den Wert 2. Im Jahr 2016 hatte Haschisch aus Marokko im Schnitt ein THC-Gehalt von 23 Prozent und ein CBD-Gehalt von 4 Prozent. Die THC-CBD-Ratio war 2016 etwa zweieinhalb mal so groß wie vor der Jahrtausendwende und hatte den Wert von etwa 5,5. Im Vergleich dazu hat traditionelles Haschisch aus dem Libanon eine THC-CBD-Ratio zwischen 0,5 und 0,8, da libanesisches Haschisch mehr CBD als THC enthält. 22 *

Von auf den europäischen Märkten gefundenen Haschischsorten wurde berichtet, dass sie signifikante Mengen Cannabidiol (CBD) enthalten, ein nicht-berauschendes Cannabinoid, das THC-Schäden aus­gleichen kann und somit eine protektive Wirkung aufweist. Traditionelle Harzherstellungsverfahren umfassen oft eine Mischung aus drei Pflanzenchemotypen (THC-dominant, CBD-dominant, THC und CBD), die in den traditionellen Kulturen wie dem marokkanischen "Kif" zu finden sind. Da THC und CBD aus einem gemeinsamen Vorläufer synthetisiert werden, kann die Mischung von Chemotypen, die in traditionelle Haschischherstellungsverfahren verwendet werden, zu bescheidenen THC-Konzen­trationen mit ausgeglichenen (etwa gleichen) CBD-Konzentrationen führen. Im Gegensatz dazu können THC-dominante Pflanzen höhere THC-Gehalte mit wenig oder ohne CBD produzieren. 23 *

Wie groß die Unterschiede zwischen der Häufigkeit einer hohen und einer niedrigen THC-CBD-Ratio in verschiedenen Cannabisprodukten ist, kann aus den folgenden zwei Abbildungen entnommen wer­den, die dem Jahresbericht 2018/2019 "THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops" von Sander Rigter und Matthijs Bossong für das Trimbos Instituut veröffentlicht und zur besseren Übersicht hier in diesem Text grafisch überarbeitet wurden. Die erste Abbildung zeigt die Analysenergebnisse von niederländischen Grassorten (Nederwiet) und die darauf folgende Abbildung die Ergebnisse der Analysen von in den Niederlanden importierten Haschischsorten. 24 *

 

Graphik 18: Meistverkaufte niederländische Grassorten (nederwiet)
Häufigkeiten der THC- und CBD-Gehalte


Die Grafik zeigt die THC- und CBD-Werte für niederländische Grassorten (Nederweit), die vom Trimbos Instituut in den letzten zehn Jahren (2010 bis 2019) in Coffeeshops gekauft und analysiert wurden.

 

Graphik 19: Haschisch Importware in den Niederlanden
Häufigkeiten der THC- und CBD-Gehalte


Die Grafik zeigt die THC und CBD-Werte von in den Niederlanden importierten Haschischsorten, die vom Trimbos Instituut in den letzten zehn Jahren (2010 bis 2019) in Coffeeshops gekauft und analysiert wurden.

 

Die Diagonalen in den den Grafiken mit den THC- und CBD-Werten für niederländische Grassorten (Nederwiet) und Haschischproben vom 0/0-Punkt durch das unterste Rechteck und der Verlängerung durch die weiteren Rechtecke teilt das Rechteck in zwei Bereiche. Alle Werte, die durch die Punkte angegeben sind und oberhalb der Diagonale liegen, haben eine THC-CBD-Ratio, die größer als zwei ist. Entsprechend sind die Punkte unterhalb der Diagonalen die Analysenergebnisse von Proben, die eine THC-CBD-Ratio haben, die kleiner als zwei ist.

Bei genauerer Betrachtung der Grafik mit den Werten für niederländische Grassorten erkennt man schnell, dass die meisten Analysen von Proben stammen, deren THC-CBD-Ratio größer als sechzehn ist, da die meisten Punkte oberhalb einer Diago­nalen des Rechtecks 0/0-Punkt – 40% THC – 2,5% CBD liegen.

Aus der Grafik mit den THC- und CBD-Werten für importierte Haschischsorten ist ersichtlich, dass viele Proben eine THC-CBD-Ratio in der Größenordnung von zwei aufweisen, die meisten Proben liegen im Bereich zwischen der THC-CBD-Ratio eins und vier. Die Zahl der Proben mit einer sehr hohen THC-CBD-Ratio (größer als sechzehn) bei importierten Haschisch hat jedoch in den letzten fünf Jahren zugenommen.

 

 

5.5. Preise von Haschisch und Marihuana

Die Preise, die im Straßenhandel in Deutschland für ein Gramm Haschisch bezahlt wurden, haben sich im Zeitraum von 2002 bis 2021 um etwa 60 Prozent erhöht. Bei Marihuana lag der Preisanstieg im gleichen Zeitraum deutlich unter 40 Prozent. Die jährlich Entwicklung der Preise sind in der folgenden Grafik dargestellt.

 

Graphik 20: Straßenhandelspreise in Euro pro Gramm Haschisch und pro Gramm Marihuana
Zeitreihe 2002 bis 2021 für Deutschland


Die Grafik zeigt die Straßenhandelspreise in Euro pro Gramm Haschisch und pro Gramm Marihuana in Deutschland als Zeitreihe von 2002 bis 2021.
Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, ab 2015 Workbook Drogenmärkte und Kriminalität.

 

Zum Vergleich: Eine Fahrt mit der Deutschen Bahn (Normalpreis) mit einer Entfernung von 101 Kilometer kostete im Jahr 2002 genau 14,00 Euro, seit dem 12. Dezember 2020 kostete eine solche Fahrt 23,10 Euro. Dies entspricht einer Preissteigerung um 65 Prozent. Bei kurzen Fahrten von nur 10 Kilometer war die Preissteigerung noch höher. 2002 kostete eine Fahrt von 10 Kilometer 1,60 Euro, Ende Dezember 2020 waren dafür 3,30 Euro zu bezahlen. Dies entspricht einer Preissteigerung um 106 Prozent. 25 * Die Preise der Deutschen Bahn sind seit 2002 signifikant stärker gestiegen als die Preise für Haschisch und Marihuana.

 

 

5.6. Wert des THC-Gehaltes

Der THC-Gehalt im Haschisch ist seit 2002 stärker gestiegen als der durchschnittliche Preis, den man für diese Cannabisprodukte im Straßenhandel zahlen musste. Erhielt man im Jahr 2002 pro bezahlten Euro für Haschisch im Schnitt 11,9 Milligramm THC, so waren es im Jahr 2021 ganze 21,3 Milli­gramm. In den Jahren 2010 und 2011 gab es pro bezahlten Euro für Haschisch nur 9,6 Milligramm THC, im Jahr 2016 waren es 16,3 Milligramm. Gemessen am THC-Gehalt und den bezahlten Preise für Haschisch ist in Deutschland der "Haschischrausch" seit 2010 deutlich günstiger geworden, wie man der folgenden Grafik entnehmen kann.

 

Graphik 21: THC-Menge in Milligramm pro Euro in Deutschland bei Haschisch und Marihuana
Zeitreihe 2002 bis 2021 basierend auf Preisen im Straßenhandel in Deutschland


Die Grafik zeigt die THC-Menge in Milligramm, die man pro bezahlten Euro in Straßenhandel in Deutschland für Haschisch und Marihuana erhält. Zeitreihe von 2002 bis 2021.
Datenquelle: DBDD: Jahresberichte, ab 2015 Workbook Drogenmärkte und Kriminalität, eigene Berechnungen.

 

Bei Marihuana kann kein eindeutiger Trend festgestellt werden. Die erhaltene Menge an THC pendelte in den letzten Jahren innerhalb der Bandbreite zwischen 11,4 Milligramm und 15,0 Milligramm THC pro bezahlten Euro und lag 2021 bei 13,8 Milligramm.

 

 

5.7. Fazit

Steigender THC-Gehalt in Cannabis ist wohl wahrscheinlich mitursächlich – bei weitem jedoch nicht die einzige Ursache – einer deutlichen Zunahme der Behandlung von Cannabiserkrankungen, die in ganz Europa zu beobachten ist. Obwohl THC der Hauptbestandteil von Cannabis ist, der für seine erwünschten psychotropen wie auch für seine unerwünschten schädlichen Wirkungen verantwortlich ist, kann CBD einige dieser Schäden ausgleichen. In einigen Studien wurde beispielsweise berichtet, dass die akuten Auswirkungen von THC auf Kurzzeitgedächtnisstörungen und psychotischen Symptome teilweise ausgeglichen wurden, wenn CBD zusammen mit THC verabreicht wurde.

Eine wichtige Einschränkung der Studie von Tom P. Freeman et al. ist, dass in den meisten EU-Staaten keine Daten zu CBD erhoben wurden. Analysen von Haschisch in Frankreich und Dänemark zeigten, dass die CBD-Konzentrationen von 2006-2016 stabil blieben (etwa 4 Prozent in Frankreich und 6 Pro­zent in Dänemark). Auf der Grundlage dieser Daten könnte davon ausgegangen werden, dass die CBD-Konzentrationen von 2006 bis 2016 in Europa relativ stabil blieben, obgleich weitere Untersu­chungen erforderlich sind, um dies zu verifizieren. Aufgrund steigender THC- und stabiler CBD-Gehalte in Frankreich und Dänemark, stieg die THC:CBD-Ratio in beiden Ländern. Das THC:CBD-Verhältnis ist jedoch ein maßgeblicher Faktor bezüglich der Verträglichkeit von Cannabisprodukten. 26 *

Ein hoher CBD-Anteil respektive eine niedrige THC:CBD-Ratio wirkt auf die Konsumenten ent­spannend ohne die THC-Wirkung zu beeinträchtigen. Die durch das CBD bewirkte Entspannung erhöht den Genuss und mindert das sogenannte Craving (Substanzverlangen).

Es wäre viel für den Gesundheitsschutz gewonnen, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten Cannabis von geprüfter Qualität und mit einer klaren Deklaration der Konzentration der Wirkstoffe legal erwerben könnten. Auf dem Schwarzmarkt ist es so, als würden die Konsumenten in der Kneipe "ein Glas Alkohol" bestellen ohne zu wissen, ob der Wirt Bier oder Schnaps ausschenkt.

Bei einer kommenden Legalisierung respektive Regulierung des Cannabismarktes sind somit nicht nur die THC-Gehalte sondern auch die CBD-Gehalte zu berücksichtigen und auf allen Produkten sollten Angaben zu diesen und weiteren Cannabinoiden vermerkt werden. Eine Legalisierung mit vernünftiger Regulierung hieße zum Beispiel eine Besteuerung nicht nur nach dem Wirkstoffgehalt von THC vorzunehmen, sondern dafür auch die THC:CBD-Ratio zu berücksichtigen. In diesem Sinne wäre eine Legalisierung ein wichtiger Beitrag zur Schadensminderung.

 

 

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15
Franziska Schneider, Krystallia Karachaliou, Charlotte von GlahnMiddelmenne, Maria Friedrich & Esther Neumeier (2022). Bericht 2021/2022 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD (Datenjahr 2021/2022). Deutschland, Workbook Drogen­märkte und Kriminalität. München: Deutsche Beobachtungs­stelle für Drogen und Drogensucht DBDD.
https://www.dbdd.de/fileadmin/user_upload_dbdd/05_Publikationen/PDFs/REITOX_BERICHT_2020_DE_EN/WB_08_Drogenmaerkte_und_Kriminalitaet_2020.pdf
16
Franziska Schneider, Krystallia Karachaliou, Charlotte von GlahnMiddelmenne, Maria Friedrich & Esther Neumeier (2022). Bericht 2021/2022 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD (Datenjahr 2021/2022). Deutschland, Workbook Drogen­märkte und Kriminalität. München: Deutsche Beobachtungs­stelle für Drogen und Drogensucht DBDD.
https://www.dbdd.de/publikationen/jahresbericht-situation-illegaler-drogen-in-deutschland.html
17
Franziska Schneider, Krystallia Karachaliou, Charlotte von GlahnMiddelmenne, Maria Friedrich & Esther Neumeier (2022). Bericht 2021/2022 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD (Datenjahr 2021/2022). Deutschland, Workbook Drogen­märkte und Kriminalität. München: Deutsche Beobachtungs­stelle für Drogen und Drogensucht DBDD.
https://www.dbdd.de/publikationen/jahresbericht-situation-illegaler-drogen-in-deutschland.html
18
Trimbos-instituut: THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops (2019/2020)
https://www.trimbos.nl/aanbod/webwinkel/product/af1801-thc-concentraties-in-wiet-nederwiet-en-hasj-in-nederlandse-coffeeshops
19
Jellinek: Zijn hasj en wiet de afgelopen jaren sterker geworden?
https://www.jellinek.nl/vraag-antwoord/zijn-hasj-en-wiet-de-afgelopen-jaren-sterker-geworden/
20
Schweizerische Gesellschaft für Rechtsmedizin (SGRM): Cannabisreport 2021
https://sgrm.ch/inhalte/Forensische-Chemie-und-Toxikologie/Fachgruppe_Chemie/Statistiken/THC/BAG_THC_2021.pdf
21
Hans Cousto: Die protektive Wirkung von Cannabidiol
http://blogs.taz.de/drogerie/2015/07/13/die-protektive-wirkung-von-cannabidiol/
22
Kenza Afsahi, Pierre-Arnaud Chouvy: Le haschich marocain, du kif aux hybrides; publié par l'Observatoire français des drogues et des toxicomanies: Drogues, enjeux internationaux n° 8, OFDT, 8 p., Février 2015
https://www.ofdt.fr/BDD/publications/docs/efdxkav2.pdf
23
Studie der Universität Bath (UK), des King’s College London (UK) und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA): Increasing potency and price of cannabis in Europe, 2006 – 2016
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/add.14525
24
Pieter Oomen, Sander Rigter: THC-concentraties in wiet, nederwiet en hasj in Nederlandse coffeeshops (2021-2022), Utrecht 2022
https://www.trimbos.nl/wp-content/uploads/2022/11/AF1997-THC-monitor-2021-2022.pdf
25
Fahrgastverband Pro Bahn: Entwicklung der Bahnpreise
https://www.pro-bahn.de/fakten/fahrpreise.htm
26
Tom P. Freeman et al.: Studie der Universität Bath (UK), des King’s College London (UK) und der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA): Increasing potency and price of cannabis in Europe, 2006 – 2016
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1111/add.14525