Love Parade 2002
Weniger Besucher - erhöhtes Unfallrisiko
(Love Parade 1989-2002 und Street Parade 1992-2001 im Vergleich)

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Zum Geleit das Leitmotiv

Das Motto der Love Parade lautet: "Friede, Freude, Eierkuchen." Der Initiator der Love Parade, der Berliner DJ Dr. Motte (Mattthias Roeingh), erklärt dieses Motto oder Leitmotiv wie folgt: "Friede steht für Abrüstung, Freude für bessere Verständigung der Völker durch Musik und Eierkuchen für die gerechte Verteilung der Nahrungsmittel in der Welt. Die Love Parade soll zeigen, wie das Zusammenleben der Menschen sein könnte: Tolerant, respektvoll, liebevoll, ethisch und friedliebend. Dies sind letztendlich Ideale, die essentiell in jedem Menschen vorhanden sind und die jeder vom anderen erwarten darf." 1 *

 

1. Rückblick

Zum näheren Verständnis der derzeitigen Gegebenheiten an der Love Parade ist ein historischer, das heißt ein entwicklungsgeschichtlicher Rückblick angezeigt. Ursprünglich war die Love Parade eine Demonstration des Berliner Undergrounds für "peace, love and unity." Doch die Underground-Kultur aus den Kellern von Kreuzberg und den alten Fabrikhallen der Stadtmitte entwickelte sich von Jahr zu Jahr immer mehr zum Overground und die Avantgarde mutierte zum Mainstream. Der sommerliche Tanz der Hunderttausenden im Tiergarten läßt kaum erahnen, mit welchem Spaß und Lebensgefühl einst auf dem Kurfürstendamm gefeiert wurde.

 

1.1. Der Begriff Parade

Das Wort Parade wurzelt im lateinischen Verb parere "erscheinen, sichtbar sein, sich zeigen" und im weiteren Sinn "auf jemandes Befehl erscheinen" gleichbedeutend mit "gehorchen, gehorsam sein." Im französischen Sprachgebrauch kennt man das davon abgeleitete Verb parer "schmücken, (ver)zieren, herausputzen, ausstaffieren" sowie das Verb paraître "erscheinen, sich zeigen, auftreten" respektive "sichtbar werden, deutlich werden, zum Vorschein kommen". Das in der deutschen Sprache heute gebräuchliche Fremdwort transparent "durchscheinend, durchsichtig" entstammt der gleichen Wurzel.

In der deutschen Sprache ist das Verb parieren seit dem 15. Jahrhundert in der Fachsprache der Fechtkunst bezeugt. Parieren bedeutete ursprünglich "einen Hieb oder Stich geschickt abwehren, das heißt, ihn vereiteln" unter der Voraussetzung, daß man parat "bereit" war und so nannte man die gekonnte Abwehr eines Angriffs in der Fechtkunst eine Parade. In der Folge bezeichnete man auch die Zurschaustellung der Wehrfähigkeit als Parade. Vor allem an Nationalfeiertagen wurde der Zurschauste llung der Truppen und ihrer Ausrüstung große Bedeutung beigemessen und als patriotische Zeremonie gehuldigt.

 

1.2. The Love Parade startete am 19. November 1929

Mit seinem ersten Tonfilm "The Love Parade" führte Ernst Lubitsch das Genre der Operette im Film weiter. Er schaffte die erste richtige Filmoperette, die nicht nur die Adaption einer Bühnenoperette darstellte, sondern mit den Mitteln des Films (Bildmontage, bewegliche Kamera etc.) fand eine völlig gleichwertige Verknüpfung von Bild und Ton statt. Die Musik der Komponisten Victor Schertzinger und Clifford Grey spielte hierbei die Rolle einer Art satirischen Kommentars der Handlung und war stilistisch durch das Werk von Jacques Offenbach inspiriert.

Ernst Lubitsch, geboren am 28. Januar 1892 in Berlin, war zunächst im väterlichen Geschäft, einer Damenschneiderei tätig, ehe Max Reinhardt ihn im Jahr 1911 als begabten Schauspieler entdeckte und am Deutschen Theater engagierte. 1914 führte Lubitsch zum ersten Mal selbst in einem Film (Fräulein Seifenschaum) die Regie. 1919 erzielte er mit der Komödie "Die Austernprinzessin" und mit dem historischen Ausstattungsfilm "Madame Dubarry" einen großen Erfolg und zählte damit in der Folge zu den führenden deutschen Filmregisseuren. 1922 ging er nach Hollywood, wo er bis zu seinem Tode am 30. November 1947 lebte.

Im Jahre 1929 produzierte Lubitsch mit der Schauspielerin Jeanette MacDonald und dem Schauspieler Maurice Chevalier und anderen den Film "The Love Parade" für die Paramount Filmgesellschaft, die Lubitsch ab 1935 als Direktor leitete. Der Film entwickelte sich zu einem echten Kassenschlager. Die Uraufführung fand am 19. November 1929 in New York statt, die deutschsprachige Erstaufführung fand am 24. November 1930 im UFA-Palace am Zoo in Berlin statt.

Das Copyright für den Namen "The Love Parade" liegt seit längerem treuhänderisch bei der 1975 in Chicago gegründeten Firma Facets Multimedia, Facets Cinémathèque, 1517 W. Fullerton Avenue, Chicago, die auch in den 90er Jahren eine DVD-Kopie des Films "The Love Parade" produzierte, die jedoch inzwischen vergriffen ist. Die eigentliche Inhaberin der Film- und Namensrechte, die USamerikanische Paramount Classics, a division of Paramount Pictures, hält derzeit keine Kopien des Films am Lager bereit und stellt in ihrem normalen Programm auch keine Kopien für Kinos bereit. Dennoch sind ein paar restaurierte Kopien im Umlauf, so daß der Film hin und wieder zu sehen ist, so zuletzt am 23. Juli 2001 in Berlin im Kino Central in der Rosenthaler Straße 39 in Berlin-Mitte. 2 *

Die Rechte am Namen "The Love Parade" liegen in den USA. Wenn also jemand hierzulande eine Veranstaltung unter diesem Namen durchführen will, muß demzufolge die Genehmigung hierfür in den USA eingeholt werden und nicht bei einer in Berlin ansässigen GmbH.

 

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Zitiert gemäß Pressemitteilung der Planetcom zur Love Parade 1995
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Heidenreich , S. (2001): Das war die Love Parade, Ernst Lubitschs erster Tonfilm. The Love Parade von 1929 wieder entdeckt. Sondervorführung heute Abend, in Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 23. Juli 2001