Kaffe und Tabak aus kultur- und Sozialgeschichtlicher Sicht

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Studie des Büro für Verbrechensstatistiken und Forschung (NSW, Australien)

 

Cannabisverbot hat kaum eine abschreckende Wirkung

Sydney, Australien: Das strafrechtliche Verbot von Cannabis schreckt kaum von seinem Gebrauch ab und könnte im Vergleich zum Nutzen zuviel kosten. Das waren die Ergebnisse einer Studie, die im August 2001 vom Büro für Verbrechensstatistiken und Forschung des australischen Bundesstaats New South Wales veröffentlicht wurde.

Die Studie fand, daß fast die Hälfte der männlichen und 35 Prozent der weiblichen Bevölkerung von New South Wales mindestens einmal Cannabis konsumiert haben, obwohl darauf Strafen von bis zu zwei Jahren Haft stehen. Mehr als ein Fünftel der Männer hatten Cannabis in den vergangenen zwölf Monaten gebraucht, fanden die Forscher. Unter den ehemaligen Gebrauchern fanden die Forscher, daß die Mehrzahl den Gebrauch eingestellt hatten weil "es ihnen nicht mehr gefiel." 25% nannten gesundheitliche Bedenken als Grund. Weniger als ein Fünftel hörte damit auf weil es verboten war und nur ein Prozent war der Ansicht, Cannabis sei aufgrund des Verbots "schwer zu bekommen."

Unter den Nichtkonsumenten meinten 47%, sie würden es nicht probieren weil sie "nicht glauben, daß es ihnen gefallen würde." Der zweitmeist genannte Grund waren gesundheitliche Bedenken. Die Tatsache, daß Cannabis verboten ist war erst der drittmeist genannte Grund. Nur 10% nannten das Riskiko, "von der Polizei erwischt zu werden" als Grund, die Droge zu meiden. Wortlich heißt es in der Studie:

"Prohibition is not the dominant consideration in individual decisions to use or desist from using the drug," investigators concluded. "Health considerations and anticipated and actual dislike of the drug are more important factors in preventing or stopping use." They added: "Fear of being imprisoned, the cost of cannabis or the difficulty in obtaining cannabis [also] do not appear to exert a strong influence on decisions about cannabis consumption... Those factors may limit cannabis use among frequent cannabis users but there is no evidence, as yet, to support this conjecture. [However,] prohibition [does] impose indirect costs upon the State and affected individuals when, as a result of their conviction, cannabis users suffer unemployment or reduced earning prospects. [Those] who are imprisoned solely for cannabis use or possession may feel a legitimate sense of grievance at the misfortune that has befallen them in comparison with other cannabis users, the vast majority of whom will never be reported to police... or imprisoned."

Von den 15 Millionen Australier, die älter als 14 Jahren waren, gaben bei einer Befragung 5,7 Millionen (38%) an, bereits mindestens einmal im Leben Cannabis geraucht zu haben, 2,6 Millionen 17%)nutzten die Droge innhalb der letzten zwölf Monate. In Australien werden jährlich 5 Milliarden australische Dollar (ca. 3 Milliarden Euro) mit Cannabis umgesetzt, das entspricht etwa 1% des Bruttoinlandproduktes (BIP). Eine Besteuerung mit 40% (inkl. Mehrwertsteuer) würde dem Staat 2 Milliarden australische Dollar (ca. 1,2 Milliarden Euro) einbringen. Zudem würde der Staat hunderte von Millionen an Repressionskosten sparen. In Australien betreffen 72% aller Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz die Substanz Cannabis. 281 *

Die Forschungsergebnisse decken sich mit anderen Studien die fanden, daß eine Cannabisentkriminalisierung keinen wesentlichen Einfluß auf den Gebrauch von Cannabis hat. In einer Vergleichsstudie der amerikanischen Regierung stellte sich heraus, daß der gebrauch von Cannabis in Bundesstaaten, die Cannabis entkriminalisiert hatten nicht verbreiteter war als in benachbarten Staaten die strafrechtliche Sanktionen beibehielten. Eine im Februar 2001 im British Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie fand: "Die verfügbaren Beweismittel sprechen dafür, daß die Abschaffung des Verbots von Cannabisbesitz (Entkriminalisierung) den Gebrauch von Cannabis oder anderen illegalen Substanzen nicht steigern wird."

Bewertung alternativer Cannabisregelungen (British Journal of Psychiatry): Eine im Februar 2001 im British Journal of Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte die tatsächlichen Auswirkungen der Cannabispolitik verschiedener Länder (USA, Australien, Niederlande, usw.). Die Autoren kommen zu dem Schluß, daß eine Entkriminalisierung des Besitzes und Eigenanbaus von Cannabis eine bessere Lösung ist als die verschiedenen Alternativen. Und in den USA hat Milton Friedman mit mehr als 500 Ökonomen einen Appell an die Regierung verfaßt, in dem festgestellt wird, daß eine Regulierung des Cannabismarktes in den USA beim Staatshaushalt ein Saldo von 10 bis 14 Milliarden Dollar pro Jahr an zusätzlichen Mitteln bringen würde. Wörtlich heißt zu dem Appell:

"Replacing marijuana prohibition with a system of taxation and regulation similar to that used for alcoholic beverages would produce combined savings and tax revenues of between $10 billion and $14 billion per year, finds a June 2005 report by Dr. Jeffrey Miron, visiting professor of economics at Harvard University. The report has been endorsed by more than 530 distinguished economists, who have signed an open letter to President Bush and other public officials calling for "an open and honest debate about marijuana prohibition," adding, "We believe such a debate will favor a regime in which marijuana is legal but taxed and regulated like other goods."

Chief among the endorsing economists are three Nobel Laureates in economics: Dr. Milton Friedman of the Hoover Institute, Dr. George Akerlof of the University of California at Berkeley, and Dr. Vernon Smith of George Mason University.

Dr. Miron's paper, "The Budgetary Implications of Marijuana Prohibition," concludes:

  • Replacing marijuana prohibition with a system of legal regulation would save approximately $7.7 billion in government expenditures on prohibition enforcement -- $2.4 billion at the federal level and $5.3 billion at the state and local levels.

  • Revenue from taxation of marijuana sales would range from $2.4 billion per year if marijuana were taxed like ordinary consumer goods to $6.2 billion if it were taxed like alcohol or tobacco.

These impacts are considerable, according to the Marijuana Policy Project in Washington, D.C. For example, $14 billion in annual combined annual savings and revenues would cover the securing of all "loose nukes" in the former Soviet Union (estimated by former Assistant Secretary of Defense Lawrence Korb at $30 billion) in less than three years. Just one year's savings would cover the full cost of anti-terrorism port security measures required by the Maritime Transportation Security Act of 2002. The Coast Guard has estimated these costs, covering 3,150 port facilities and 9,200 vessels, at $7.3 billion total." 282 *

 


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281
Wodak, Alex; Cooney, Annie: Should cannabis be taxed and regulated?, in: Drug and Alkohol Review (June 2004), 23, 139-141
URL: http://www.prohibitioncosts.org/editorial.pdf (aufgerufen am 22. Dezember 2006)
282
Friedman, Milton et al.: Budgetary Implications of Marijuana Prohibition in the United States: Economists Call for Marijuana Regulation Debate; New Report Projects $10-14 Billion Annual Savings and Revenues
URL: http://www.prohibitioncosts.org (aufherufen am 22. Dezember 2006)

Full report: http://www.prohibitioncosts.org/mironreport.html (aufgerufen am 22. Dezember 2006)