Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit
Psychonauten im Untergrund

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5. Die Genußmittel der Drogenkultur

Das Wort Genuß hat zwei Grundbedeutungen: 1. Aufnahme von Nahrung und ähnliches, 2. Freude, Wohlbehagen bei etwas, was jemand auf sich wirken läßt. Im Duden Band 10 (Bedeutungswörterbuch) sind vier Zusammensetzungen mit Genuß aufgeführt: Alkohol-, Fleisch-, Kaffee- und Tabakgenuß. Bezeichnend ist hier die Verbindung von Drogen mit dem Wort Genuß, sind doch Alkohol, Kaffee und Tabak bekannte Drogen, die heutzutage in der abendländischen Kultur sehr verbreitet sind.

Ein Mittel ist etwas, was die Erreichung eines Zieles ermöglicht (eigentlich "das was sich zwischen dem Handelnden und dem Zweck befindet"), zum Beispiel ein Heilmittel. Man nimmt ein wirksames Mittel gegen Husten oder zur Förderung der Durchblutung. Ein Genußmittel ist demzufolge etwas (Speise, Getränk oder ähnliches), was wegen seines guten Geschmacks, seiner anregenden Wirkung oder ähnliches, nicht aber wegen seines möglicherweise vorhandenen Nährwertes genossen wird. Wortverwandt mit Genuß, respektive mit dem Verb genießen, von dem das Wort Genuß abgeleitet ist, sind: Genosse (eigentlich "der die Nutznießung einer Sache mit einem oder mehreren anderen gemeinsam hat"), nütze und nützlich (eigentlich, was gebraucht werden kann").

Das Wort Genußmittel impliziert, daß eine Substanz in Verbindung mit einem bestimmten Zweck eingenommen wird. Das heißt, daß die gleiche Substanz, die der eine dämonisiert und als Todesdroge verteufelt, von einem andern als Genuß- oder Heilmittel, ja sogar als bewußtseinserweiternde Droge genutzt werden kann. Um das Letztere richtig zu bewerkstelligen, bedarf es im allgemeinen bestimmter Vorkenntnisse bezüglich Dosierung und Wirkung.

Wahrer Genuß ist bewußter Genuß. Das Wort bewußt stammt von dem nicht mehr gebräuchlichen Verb bewissen, was soviel bedeutet wie: sich zurechtfinden, auf etwas sinnen, um etwas wissen. Erwähnenswert ist hier noch, daß Bewußtsein grammatikalisch zwar ein Hauptwort ist, dem Sinn nach jedoch eine Tätigkeit. Bewußtsein kann man eigentlich nicht erlangen, sondern entweder man ist bewußt oder man ist es eben nicht.

Es gibt Drogen, die in bestimmten Dosierungen den Geist und die Sinne anregen, die Wahrnehmung intensivieren und auch die Genußfähigkeit steigern. Werden diese Drogen bewußt und zielgerichtet eingesetzt, können sie helfen, die Kunst des Genießens zu erlernen, wobei die Droge allein das nicht vermag, sondern es braucht dazu immer auch die eigene Initiative, eine bewußte Tätigkeit in einem dafür geeigneten Rahmen. Eine Gesellschaft, die beispielsweise in der Lage ist, für bestimmte drogeninduzierte Wahrnehmungsveränderungen den Richtigen Rahmen zu schaffen, damit dieselben ganz bewußt von allen Teilnehmenden lust und genußvoll erlebt werden können, darf man mit Fug und Recht eine kultivierte Gesellschaft nennen.

Wahrer Genuß will gelernt sein, ja wahrer Genuß ist eine echte Kunst. Auch der Genuß von Drogen will gelernt sein, damit man die Drogen als Genußmittel optimal nutzen kann. Die Kunst, Drogen in einem kultivierten Rahmen bewußt als Mittel zum Genuß zu nutzen nennt man Drogenkultur.

Drogenkultur oder die bewußte Nutzung von Drogen als Mittel zum Genuß setzt genaue Kenntnisse über die Wirkungsweise der genutzten Drogen voraus. Die gleichzeitige Nutzung mehrerer Drogen als Mittel zum Genuß setzt zudem nicht nur voraus, daß man die Eigenschaften der einzelnen Drogen genau kennt und deren Wirkungsprofile verinnerlicht hat, sondern daß man auch mit den Wechselwirkungen der Drogen vertraut ist. Es gibt Drogen, die zusammen gut verträglich sind und deren Wirkungen sich gut ergänzen. Nur diese Drogen sind zum Mischkonsum geeignet, alle anderen nicht!

 

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