Drogenkompetenz und Drogenmündigkeit
Psychonauten im Untergrund

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3. Set - Erwartungshaltung, aktuelle Stimmung und Grundbefindlichkeit

Set bezeichnet die innere Grundeinstellung des Konsumenten oder der Konsumentin sowie dessen oder deren persönliche Erwartung an die Drogenwirkung als auch dessen oder deren Stimmung bei der Einnahme der Droge. Der Set bestimmt die Drogenwirkung nicht weniger als die Drogenart und die Dosierung. Sowohl die guten wie auch die schlechten Erfahrungen, die jemand mit Partydrogen macht, kommen letztlich aus einem selbst heraus. Negative Grundstimmungen wie Angst, Schwäche und Selbstmitleid werden durch die Einnahme von Partydrogen oft eher verstärkt und verschlimmert, während positive Gefühle wie Freude, Lust und Glück intensiviert werden.

Anzeichen für eine eher günstige Prognose eines angenehmen und beglückenden Erlebens außergewöhnlicher Bewußtseinszustände sind die Fähigkeit, sich und andere zu akzeptieren, so wie sie sind. Des weiteren ist die Fähigkeit auf das eigene Wohl bedacht zu sein ebenso förderlich wie die Fähigkeit zum existentiellem Handeln und Erleben im Sinne der Selbstverwirklichung. Die Gewohnheit, Bedürfnisse anderer anzuerkennen und diesen Bedürfnissen entgegenzukommen und dabei jedem Zwang zum Konformismus wie auch jedem Drang zum Opportunismus zu widerstehen als auch die Fähigkeit, sich mit der Realität gut auseinandersetzen zu können, sind Eigenschaften, die das Erleben außergewöhnlicher Bewußtseinszustände mit hoher Wahrscheinlichkeit mit Freude und Glück erfüllen wird. Dies gilt auch für eine undogmatische Weltanschauung in Verbindung mit einer vielleicht als pantheistisch zu nennende Religiosität.

Anzeichen für eine Prognose des Erlebens einer angstvollen Ichauflösung sind im wesentlichen eine emotionale Labilität sowie eine starre Konventionalität, das heißt eine Abneigung gegen Ungewisses und Ungewohntes und ein starres Festhalten an Normen und Verpflichtungen. Die Angst vor allfälligen unangenehmen Erkenntnissen oder Wahrheiten bezüglich der eigenen Person, die durch einen außergewöhnlichen Bewußtseinszustand offenbart werden könnten, und die Angst, daß durch das völlig fremdartige Erleben das ganze innere Bezugssystem, auf welches sich die Selbst- und Welterfahrung gründet, seine Gültigkeit verlieren könnte, diese Angst ist ein signifikanter Indikator für eine sehr große Wahrscheinlichkeit des Eintretens einer heftigen angstvollen Ichauflösung bei einem allfälligen Versuch einen außergewöhnlichen Bewußtseinszustand zu induzieren.

Je rigider jemand ist, desto eher entwickelt jemand Angst. Der Begriff Rigidität (lat. rigere "starr sein, steif sein") bezeichnet in der empirischen Psychologie die mangelnde Fähigkeit eines Menschen, sich angesichts von Veränderungen der objektiven Bedingungen oder Voraussetzungen von einmal eingeschlagenen Denkmustern und gewohnten Handlungsweisen zu lösen und andere, der neuen Situation entsprechende und angemessene zu entwickeln und im Rahmen der veränderten Bedingungen umzusetzen. Der Rigiditätskoeffizient (Grad der geistigen Starrheit und Steifheit) eines Menschen ermöglicht mit recht hoher Wahrscheinlichkeit eine Aussage zu treffen, ob jemand in einer bestimmten Situation von Angstzuständen befallen wird und einen "Horrortrip" durchleben muß oder nicht. Je größer der Rigiditätskoeffizient ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit des Auftauchens von Horrorvisionen.

Unsere Drogenprobleme wurzeln nicht in den Eigenschaften der Drogen, sondern in der Art und Weise, wie wir mit Drogen umgehen.

 

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