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2. Was geschieht im Gehirn?Ketamin (Ketalar®, Ketanest®) gehört wie Phencyclidin (PCP, Angel Dust) zu einer kleinen Gruppe psychedelischer Narkosemittel, die in ihrer Struktur nicht mit anderen psychedelischen Wirkstoffen verwandt sind. Ketamin und Phencyclidin erzielen ihre psychedelischen Effekte nicht wie die anderen Psychedelika über eine Veränderung des Serotoninspiegels. Ketamin beeinflusst den Wirkmechanismus des Neurotransmitters Glutaminsäure, dem wichtigsten erregenden (exzitatorischen) Neurotransmitter im Zentralnervensystem. Ketamin bindet sich an eine spezifische Glutamatrezeptorart, dem NMDA-Rezeptor (N-Methyl-d-Asparat) und blockiert dabei den Wirkmechanismus dieses Rezeptors. Normalerweise wird über diesen Rezeptor die Öffnung eines Calcium-Ionen-Kanals gesteuert, wobei Glutaminsäure-Moleküle bei dem Rezeptor den Impuls des Öffnen des Kanals auslösen, so dass Calcium-Ionen aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzelle einströmen können und dort ihrerseits eine Reihe von intrazellulären Prozessen aktivieren. Ketamin behindert die Wirkung der Glutaminsäure, der Ionen-Kanal bleibt verschlossen, Calcium-Ionen können nicht in die Nervenzelle einströmen und die Nervenzelle verharrt im inaktiven Zustand. Schmerzen werden dadurch nicht mehr weitergeleitet und auch nicht mehr wahrgenommen. Die Blockade der an diesen Rezeptor gebundenen Informationsvermittlung bewirkt eine funktionelle
Entkopplung bestimmter Regulationssysteme des Mittelhirns und der Großhirnrinde vom Thalamus. Die Wahrnehmung und
Einordnung von optischen und akustischen Signalen und anderen Reizen erfolgt nicht mehr in gewohnter Weise, sondern
nur noch in fragmentarischer Form. Ähnlich wie bei einer sehr starken Aktivierung der Serotoninrezeptoren werden
dann nur noch einzelne voneinander völlig unabhängige Bilder ohne Zusammenhang verarbeitet respektive mit stark
veränderten Assoziationen und Bedeutungszuordnungen. 9 Ketamin hemmt zudem die periphere Wiederaufnahme von Katecholaminen wie Adrenalin, Noradrenalin und
Dopamin und verstärkt damit die periphere monoaminerge – insbesondere dopaminerge – Übertragung. Neben der peripheren
wird jedoch insbesondere die zentrale dopaminerge Übertragung stimuliert. Dieser dopaminerge Effekt scheint die
Ursache für die euphorisierende Wirkung von Ketamin zu sein. 10 Die Wirkung von Ketamin auf den GABA-LOC (LOC: ligand-operated ion channel) war lange Zeit umstritten.
In vitro-Untersuchungen an GABAA-Rezeptorkanälen der Maus ergaben eine eindeutige Steigerung des GABA-induzierten
LOC-vermittelten Chloridstroms unter Ketamin um durchschnittlich 56%. Damit wurde gezeigt, dass der GABAA-Rezeptorenkanal
zumindest prinzipiell einen Wirkort von Ketamin darstellt. 11
3. WirkungKetamin ist ein intravenös und intramuskulär injizierbares Allgemeinanästhetikum mit starker analgetischer (den Schmerz lindernde) Wirkung. Ketamin bewirkt eine sogenannte dissoziative Anästhesie. Die analgetische Wirkung tritt bereits bei subanästhetischen Dosierungen auf und überdauert die Anästhesie. Am Rückenmark und an peripheren Nerven zeigt Ketamin einen deutlichen lokalanästhetischen Effekt. In subklinischen Dosierungen hat Ketamin einen äußerst starken psychotropen Effekt. Mit Beginn der Wirkung einer subklinischen Dosierung kommt es häufig zu einer fragmentarischen Auflösung der Umwelt sowie des Körperempfindens. Dies kann soweit gehen, dass man sich komplett losgelöst von Umwelt und Körper fühlt beziehungsweise keine Grenzen mehr zwischen sich und der Umgebung wahrnimmt. Das Erleben eines Ketamin-Rausches kann man grob mit einem Wachtraum vergleichen. Bei geschlossenen Augen kann es nach Dosierungen von mehr als 100 mg Ketamin intramuskulär respektive 150 mg nasal appliziert zu sehr lebhaften, farbenprächtigen und eindrucksvollen Traumbildern kommen. In Berichten von Konsumenten wird die Ketamin-Reise auch mit einem multidimensionalen Kino verglichen, wobei der Bilderfluss jenseits von allen Vorstellungen von Raum und Zeit eingestuft wird. Kommunikation auf verbaler Ebene ist unter Umständen nur mit großen Anstrengungen und Schwierigkeiten zu bewältigen, Gedanken können plötzlich abreißen und der rote Faden kann sehr leicht verloren gehen. Bei solchen Dosierungen ist aufgrund der starken narkotischen Wirkung zu gewissen Zeiten respektive in gewissen Phasen des Rausches (der Reise) jegliche Körperbewegung nahezu unmöglich. Ketamin kann die Pforten anderer Realitäten öffnen. Traum und Wirklichkeit, Phantasien und Erinnerungen,
Gefühlsregungen und die Verstandeskraft, ja alle Ebenen der Wahrnehmung und Empfindung können sich unter dem Einfluss
von Ketamin zu einem farbenprächtigen Großen und Ganzen vermischen. Es gibt überhaupt keine Grenzen mehr. Man muss
nicht reagieren oder aufpassen, wie etwa im Straßenverkehr, sondern man kann sich einfach völlig frei fallen lassen
und dahinschweben ohne auf irgend etwas acht geben zu müssen. Nirgends kann man anecken, es gibt keinerlei Hindernisse
und man muss auch keine Anstrengungen auf sich nehmen, um vom "Fleck" zu kommen. Begriffe wie nah und fern, klein
und groß, schön oder scheußlich verlieren völlig ihre Wertigkeit. Es ist wie es ist, und man fliegt mit seinem
Bewusstsein durch die unendlichen Dimensionen der ganzen Schöpfung. Alles passiert von alleine. Das "Ich" kann zum
"Es" werden, zeitweise kann man die Welt beobachten, zeitweise findet man sich irgendwo in der Welt und zuweilen
ist man gar nicht da – und doch kann man sich sehr genau erinnern, was da war, als man nicht da war! 12 Für alle Menschen, deren Leitmotiv des Lebens die Selbstbeherrschung oder gar die Beherrschung anderer und die Kontrolle der Gefühle ist, birgt Ketamin etwas Unheimliches in sich, denn während der Hauptwirkungszeit der Droge kann man die Steuerung des Trips nicht mehr mit dem Willen beeinflussen. Eine stabile Persönlichkeitsstruktur, Urvertrauen und Hingabefähigkeit sind die absolut notwendigen Voraussetzungen, um solche weite Bewusstseinsreisen wirklich genießen zu können. Bei intravenöser Einnahme (was von erfahrenen Ketamin-Liebhabern überhaupt nicht empfohlen wird) setzt die Wirkung innerhalb von wenigen Sekunden ein. Bei den allgemein üblichen Einnahmeformen (intramuskuläre oder nasale Applikation) setzt die Wirkung nach wenigen Minuten ein, bei intramuskulärer Applikation nach drei bis fünf Minuten, bei nasaler Applikation nach fünf bis zehn Minuten. Die dissoziative und psychotrope und Wirkung dauert etwa eine halbe Stunde. Die Phase des Zurückkommens in die Alltagsrealität dauert nur fünf bis zehn Minuten. Danach fühlt man sich noch eine Weile etwas benommen und sollte sich noch mindestens ein paar Stunden Zeit zum Ruhen und Entspannen gönnen.
4. Unterschiede zwischen Ketamin und PhencyclidinIm Jahre 1926 synthetisierten Koetz und Merkel erstmalig die chemische Verbindung Phencyclidin
(PCP). 13
PCP, in der Szene vor allem unter dem Namen "Angel Dust" bekannt, ist auf dem Schwarzmarkt sowohl in
kristalliner Form als auch in Form von Pillen und als Flüssigkeit (PCP-Lösung) erhältlich und wirkt länger (4 bis 6
Stunden) und heftiger als Ketamin. Nach der Beendigung der eigentlichen "berauschenden" Wirkung ist noch für die Dauer
von 24 Stunden – bei höheren Dosierungen auch noch wesentlich länger – mit nicht unerheblichen Nachwirkungen zu rechnen.
Bei Dosierungen von 10 Milligramm oder mehr ist der Verlauf des Rausches häufig kaum vorhersehbar und je nach individueller
Konstitution überhaupt nicht mehr kontrollierbar. Insbesondere ist hier das nicht selten plötzlich auftauchende aggressive
Verhalten zu nennen, das sowohl gegen sich selbst (Autoaggression) als auch gegenüber anderen zu Tage treten kann.
Dadurch kam es nach dem Konsum von PCP schon häufig zu Selbstverstümmelungen wie auch zum Suizid und als auch auch
zu schweren Körperverletzungen und zum Totschlag. Allein in den Jahren 1981 bis 1986 wurden in St. Louis, Missouri (USA)
104 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Konsum von PCP registriert: 4 Personen starben an einer Überdosis (Intoxikation),
6 Personen nach einem Unfall, 13 durch Suizid und 81 Personen wurden totgeschlagen respektive erschossen. In 50% der
registrierten Fälle wurden außer PCP noch andere Drogen mitursächlich für das Tatgeschehen verantwortlich gemacht, wobei
Alkohol mit 35% und Kokain mit 20% den größten Anteil daran hatten. 15 PCP ist wesentlich niedriger zu Dosieren als Ketamin. Für die orale Applikation werden 3 bis 5 mg als
leichte Dosierung bezeichnet, 5 bis 10 mg als mittlere und 10 bis 20 mg als hohe bis sehr hohe Dosierung. Bei Dosierungen
von mehr als 5 mg geht oft die Fähigkeit zwischen der äußeren Realität und der eigenen Phantasie oder Traumwelt zu
unterscheiden verloren. Zudem ist zu beachten, dass sich PCP im Fettgewebe ablagert, so dass es bei einem Dauerkonsum
von PCP zu unerwünschten Schüben kommen kann – auch nach der Einnahme sehr geringer Mengen. Ende der 60er Jahre des
letzten Jahrhunderts war PCP als Freizeitdroge vor allem in Kalifornien verbreitet, zu Beginn der 70er Jahre dann in
den gesamten USA. Wegen der vielen Todesfälle und den notwendigen Einweisungen in Nervenkliniken im Zusammenhang mit
dem Konsum von PCP, verschwand das Interesse an dieser Substanz jedoch in der Folge weitgehend wieder, PCP verschwand jedoch nicht vollkommen vom
Markt und wird immer noch konsumiert. 16 Hinweis: In illegal hergestelltem PCP können sich Rückstände der Vorläufersubstanz Piperidinocyclohexancarbonitril
(PCC) enthalten sein. PCC gilt als sehr giftig und kann neben Krampfanfällen und blutigem Erbrechen auch einen tödlichen Kreislaufkollaps
auslösen. Beim Rauchen von PCC bildet sich Zyanid und Zyanid kann Erstickungsanfälle hervorrufen. Bei einer Zyanidvergiftung kann eine
Frischluftzufuhr nicht mehr helfen. Der Tod tritt durch innere Erstickung ein. 18
5. Sex auf KetaminKetamin ist keine Sexdroge, da die körperliche Empfindung nach dem Konsum von Ketamin stark entfremdet wird und die für einen lustvollen Sex notwendige körperliche Sensibilität betäubt wird. Dennoch wird Ketamin im Rahmen ganz spezieller Sextechniken (in kleineren Dosierungen) genutzt. Dabei handelt es sich vornehmlich um den manual-analen respektive um den manual-rektalen Sex, im Volksmund "Fausficken" genannt. Da das Einführen der Hand in den Anus für Anfänger häufig recht schmerzhaft ist, wird die Schmerzempfindlichkeit durch die Einnahme von Ketamin herabgesetzt, um die Prozedur für den passiven Part erträglicher zu machen. Dabei ist zu beachten, dass wegen der herabgesetzten Schmerzempfindlichkeit allfällige Verletzungen, die bei unsachgemäßer Durchführung der manual-analen Massage entstehen können, nicht bemerkt werden. Wird in einem solchen Fall die anal-rektale Massage fortgesetzt, weiten sich die Verletzung aus und es kann zu heftigen inneren Blutungen und auch zu Infektionen kommen. Deshalb sollte der aktive Part, also der Masseur oder die Masseurin, beim Einsatz von Ketamin bei dieser Sexpraktik, besondere Vorsicht walten lassen. |
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